WR 134

Der Wolf-Rayet Stern 134 und sein exotischer Nebel


im Sternbild Cygnus ist ein in diesem Jahr von Amateur Astronomen oft gezeigtes Objekt, das vielleicht mit der Publikation in dem unten genannten Atlas im Zusammenhang steht. Der Blick auf dieses Objekt, das mit RGB und Schmalband Filtern aufgenommen wurde, zeigt Details, die in normalen RGB-Aufnahmen nur ansatzweise erkennbar sind und erst durch die Darstellung im Hα, [OIII] und [SII] den Eindruck vermitteln, dass in diesem Objekt viel Dynamik und Energie zu vermuten ist. Genau genommen gibt es keine "Wolf-Rayet-Sterne", sondern einen Entwicklungszustand, bei dem massereiche Sterne bestimmte Eigenschaften zeigen. WR 134 gehört zu den Sternen, die im Jahr 1867 durch Charles Wolf und Georges Rayet am Pariser Observatorium durch einen visuellen 40 cm Spektrometer beobachtet wurden. Im Sternbild Schwan fanden sie 3 ungewöhnliche Sterne, in deren Spektren nicht nur wie sonst üblich Absorptionslinien zu sehen waren, sondern auch breite Emissionslinien. Die Wolf-Rayet Sterne der ersten Stunde erhielten so ihre Namen und ihre Klassifikation: WR 134 als WN6, WR 135 als WC8 und WR 137 als WC7. Wolf-Rayet Sterne sind allesamt massereich und haben schätzungsweise mehr als 20 Sonnenmassen. Die Wolf-Rayet-Phase macht bei einem Stern mit 20 Sonnenmassen etwa 10 % seiner Lebensdauer von nur rund 5 Millionen Jahren aus. Seine Existenz beginnt er als O-Stern, enden wird er als Typ-1b Supernova.
WR134 besitzt eine scheinbare Helligkeit von mag 8,1, seine Entfernung beträgt 6220 ± 210 Lichtjahre. Die Hülle dieses Sterns expandiert mit 2.600 km/ s und seine Massenverlustrate beträgt 8,3 x 10⁻⁵ Sonnenmassen/Jahr. Die Masse von WR 134 wird auf 18 Sonnenmassen und seine Größe auf 10 Sonnendurchmesser geschätzt. WR 134 ist unter dem Namen V 1769 Cygni auch als Bedeckungsveränderlicher Stern bekannt. Seine Lichtkurve senkt sich im Minimum um 0,1 mag ein und 1999 wurde eine Periode von 2,25 ± 0,5 Tagen veröffentlicht.
Auffällig ist der Filament förmige Bogen, der sehr hell hervortritt, dazu aber östlich von WR 134 ein schwacher blauer Ringfortsatz, der in einzelne Fetzen zerlegt ist und sich über den Bereich südlich von WR 134 hinaus auch noch rund, aber sehr viel lichtschwächer fortsetzt. Der auffällige bläuliche [OIII] Nebelbogen westlich von WR 134, wie auch die fein verteilten Spots östlich von WR 134 sind auf die Ionisation durch die energiereiche Strahlung von WR 134 zurückzuführen, während der rote Hα-Bereich im Bild zur Cygnus-OB3 Assoziation zugerechnet wird und durch die frühere O-Stern Phase des Sterns schalenförmig aufgeschoben wurde. Unterstützung in der Formgebung der Nebelstrukturen in diesem Bildfeld erhielt WR 134 durch den östlich der Bildmitte befindlichen Stern WR 135, der mit 6.870 ± 470 Lichtjahren sehr gut zu seinem "Namenskollegen"
WR 134 passt. Beide Sterne haben sich in der Formgebung dieses beeindruckenden Objektes einen Namen gemacht der mit Exotik und Einzigartigkeit verbunden ist.
WR 134 = HD 191765
WR 135 = HD 192103

Datenquelle: Bildatlas der Sternhaufen und Nebel, von M. König und S. Binnewies

Gemeinschaftsprojekt mit meinem Freund Rocky Hess.

Für dieses Objekt konnten im fast gleichen Zeitraum zwei Teleskope verwendet werden. Zum einen das "BLT", das klassische Cassegrain Teleskop, das allerdings für die Aufnahme im Primärfokus eingesetzt wurde. Damit ergibt sich bei einem Spiegeldurchmesser von 600 mm und einer Brennweite von ca. 1800 mm eine Blende von 3. Das Bildfeld beträgt mit dem Sony-Chip IMX 455 ein Bildfeld von 69 x 46 Bogenminuten.
Zum anderen wurde das RC-600 von ASA, der Vega Sternwarte vom Haus der Natur am Haunsberg verwendet. Dieses Teleskop wurde mit einem Reducer, ebenfalls mit dem Sony-Chip IMX 455 eingesetzt. Dadurch ergibt sich aus den Teleskopdaten bei einer Blende von 4,48 ein Bildfeld von 46 x 31 Bogenminuten.
Während sich das "BLT" im Burghauser Industrie-Stadthimmel bei bestens 20 mag/"² durch die Atmosphäre kämpfen muss kann das RC-600 auf ca. 800 m Höhe einen 21,4 mag/"² dunklen Himmel nutzen.

Die Bildgewinnung beider Aufnahmen waren "Semi-Remote" am BLT und voll Remote am RC 600 und wurden teilweise parallel von mir gemacht.

Die Bildbearbeitung der BLT Aufnahme wurde von mir vorgenommen, die Bildbearbeitung der RC-600 Aufnahme stammt von Rocky Hess.

Die einzelnen Bilddaten der Aufnahmen sind unter den jeweiligen Bildern zu finden.


WR 134 mit dem BLT
[SII]-Hα-[OIII]-RGB

WR 134
  1. Teleskop: 600 mm Cassegrain im Primärfokus (1806/3) und einem Wynnekorrektor
  2. CCD: ASI 6200 M, Bin 1, Auflösung 0,43"/Pixel, t = -5°C, Centerline Filterrad
  3. Filter: Baader Hα [OIII] [SII] RGB CMOS (2022)
  4. Datum: 30.07.2024 - 17.09.2024
  5. Belichtungszeit: Hα 39 x [OIII] 56 x [SII] 30 x je 8 min, R 26 x G 17 x B 15 x je 3 min,
    in Summe 20 h 44 m
  6. Bildbearbeitung: PixInsight und Photoshop

WR 134 mit dem RC 600 von ASA

WR 134
  1. Teleskop: ASA 600 mm RC mit einem Reducer
  2. Montierung ASA DDM 200
  3. CCD: QHY 600 Pro M, Bin 1, Auflösung 0,29"/Pixel, t = -5°C, FL Filterrad
  4. Filter: Baader Hα [OIII] [SII] RGB CMOS (2022)
  5. Datum: August - September 2024
  6. Belichtungszeit: Hα 35 x [OIII] 37 x [SII] 35 x je 10 min, RGB je 18 x 3 min, in Summe 21 h
  7. Bildbearbeitung: PixInsight und Photoshop

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